Gedenkstunde zum 20. Juli: „Der Mensch sei Mensch“

Am 20. Juli 1944 scheiterte das Hitler-Attentat. In Wuppertal traf man sich am Montag, 20. Juli 2015, zu einer Gedenkstunde im Deweerth’schen Garten.

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 Eine überschaubare Zahl von Bürgerinnen und Bürgern folgte am 20. Juli der Einladung der Stadt, der Jüdischen Kultusgemeinde und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in den Deweerth’schen Garten. Vor dem Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus  erinnerten Oberbürgermeister Peter Jung und Stadtdechant Dr. Bruno Kurth an den Widerstand gegen die NS-Diktatur.

Wenn es auch einige Wuppertaler Namen zu nennen gebe, so Dr. Bruno Kurth, seien diejenigen, die den Mut zum Widerstand aufgebracht hätten, doch eine sehr kleine Minderheit gewesen. Exemplarisch nannte er den christlichen Gewerkschaftsführer Bernhard Letterhaus, der 1944 hingerichtet worden ist, sowie Maria Husemann, Caritas-Mitarbeiterin unter Kaplan Hans Carls. Gemeinsam unterstützten Maria Husemann und Hans Carls jüdische Bürger und besorgten ihnen Ausweispapiere. Nach dem Krieg zählte Maria Husemann zu den Gründerinnen des Bunds der Verfolgten des Nazi-Regimes (BVN) und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, deren Vorsitzende beziehungsweise Geschäftsführerin sie auch war.

Widerstand, nicht mit dem Strom schwimmen, Mut zu einer eigenen Meinung: Wo kann man das eigentlich lernen, üben und pflegen? Wer aus der Sicherheit des heutigen Deutschlands den Kopf über die Mitläufer der dreißiger und vierziger Jahre schüttelt, macht es sich ein bisschen leicht. Und gegen Rassismus, gegen „Nazis“ sind wir ja eigentlich alle. Nicht um jeden Preis gemocht werden wollen, auch mal riskieren anzuecken, beschrieb Dr. Bruno Kurth eine Haltung wider den dominierenden Zeitgeist.

Gedenkstunden, so der Stadtdechant, seien wohl eher weniger geeignet für die öffentliche Gewissensbildung. Unter den Teilnehmern im Deweerth’schen Garten waren viele Kommunalpolitiker und Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Dr. Bruno Kurth: „Wir sind unter uns.“ Die Gedenktafel am Mahnmal führt 3.100 Opfer des Nationalsozialismus namentlich auf. Wie viele Tote kamen an diesem Montag auf eine Trauernde, einen Trauernden? Doch letztlich kommt es nicht auf die Zahl, sondern auf jeden Einzelnen an. „Der Mensch sei Mensch“, lautet die Inschrift des Mahnmahls. Möglicherweise ist der Weg von diesem Diktum bis zum politischen Handeln ja gar nicht so weit – beispielsweise in Solidarität mit den Familien, die in unseren Tagen in Griechenland  zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel haben.