Was bietet die JVA Ronsdorf Unternehmen aus dem Bergischen Land? Wie sieht ein Gefängnis von innen aus? Diese beiden Fragen interessierten mich, als ich in der vergangenen Woche ein Business Breakfast des Vereins Wuppertalaktiv in einer der fünf nordrhein-westfälischen Justizvollzugsanstalten für Jugendliche besucht habe. Die Antwort auf die erste Frage: qualifizierte und motivierte Mitarbeiter! Gemeinsam mit dem Kolping Bildungswerk und dem Berufskolleg Werther Brücke bildet die JVA jugendliche Strafgefangene zu Tischlern, Gebäudereinigern, Maschinen- und Anlagenführern, Bauten- und Objektbeschichtern sowie Hochbaufacharbeitern aus – in deutlich kürzerer Zeit als „draußen“, da es beispielsweise keinen Urlaub gibt.
Mitte 2011 hat die JVA ihren Betrieb aufgenommen. Mehr als 50 junge Männer sind bereits erfolgreich durch die Handwerkskammern und die IHK geprüft worden. Die wenigsten Menschen schreiten von Anfang bis Ende tapfer auf einem geraden Weg voran. Nicht allzu viele verlieren sich dabei auf „krummen Wegen“. Wenn sie jedoch ihr junges Leben gründlich verbockt und die Prioritäten in ihrem Leben so gesetzt haben, dass sie wirklich „im Knast“ gelandet sind, ist es eine reife Leistung, mit einem Berufsausbildungszeugnis oder zumindest einem Schulabschluss da wieder rauszukommen. Diese Leistung einiger Inhaftierter sowie die Leistung der Anstalt, sie dorthin gebracht zu haben, kann die JVA durchaus an die große Glocke hängen. Indes war der Ton an diesem Morgen seitens der Ausbildungsleiter eher verhalten: Was bringen den Leuten ihre Zeugnisse, wenn niemand sie anstellt?
Ein Bericht des Wuppertaler Nachrichtenportals njuuz über den Besuch Wuppertaler Unternehmer in der JVA wählt eine Fernsehserie als Aufhänger, die ab Mitte Februar den Alltag in der Einrichtung zeigt. Es wäre schön, darin realistische Einblicke jenseits von Sozialromantik und Voyeurismus zu gewinnen. Der Nachbericht des Veranstalters Wuppertalaktiv trägt den Titel: „117. BB: Zu Besuch in der Justizvollzugsanstalt Ronsdorf – Frühstück hinter Gittern. Oberbürgermeister Peter Jung hinter Gittern!“ Weshalb wird stattdessen nicht das Anliegen der Gastgeber prominent platziert?
Wie sieht nun ein Gefängnis von innen aus? Ein älterer Justizvollzugsbeamter führte uns durch die Werkhalle der Schreiner und durch einen leeren Zellentrakt. „Wenn man älter wird, kann man manches nicht mehr so ganz nachvollziehen.“ Immerhin sei es gut, dass es eine Altersbegrenzung für die Häftlinge in Ronsdorf gebe. Es sei so trostlos, immer wieder dieselben Menschen scheitern zu sehen. Mit Gewalt müsse man im JVA-Alltag leben. Dabei beuge die Anstalt vor, so gut es gehe. Selbstverständlich dürften Besucher den Inhaftierten nichts mitbringen. Wüssten Angehörige beispielsweise, „unser Junge hat einen süßen Zahn“, könnten sie für ihn Schokoriegel aus dem Automaten im Besuchsbereich ziehen. Die muss er allerdings an Ort und Stelle essen. So unterbindet die Anstaltsleitung, dass die jungen Männer, die Besuch bekommen, von anderen erpresst werden. Schokoriegel als Schutzgeld: Auf den Gedanken wäre ich „draußen“ nicht gekommen.
Anstaltskleidung, damit die mit den teuren Turnschuhen nicht aufs Gesicht bekommen. So ungefähr stellte ich mir das vor, als ich auf dem zugigen Gelände vor der Schleuse darauf wartete, dass sich das erste Tor öffnete. Bereitwillig gab ich meinen Besucherausweis ab. Wartete, überwacht von Kameras und unter schräg aufgehängten Spiegeln, zwischen zwei Toren. Das zweite Tor öffnete sich und ich reihte mich in eine Kolonne von Fahrzeugen ein. Viele der Besucher hielten am Straßenrand. Schließlich hatten sie seit fast drei Stunden ihr Smartphone nicht benutzen können.