Der Lack ist ab – Markenkommunikation geht auch anders

Wer sich für seltene und teure Autos interessiert, kennt möglicherweise das Meilenwerk.Eines der Oldtimer-Zentren wurde bis 2013 von einem Lizenznehmer in Böblingen  betrieben. Lapidar heißt es auf der Website der Berliner Meilenwerk AG: „Die Namensverwendung am bisherigen Meilenwerk-Standort Stuttgart in Böblingen ist ausgelaufen und wird im gegenseitigen Einvernehmen mit den bisherigen Nutzern der Marke nicht verlängert. Der Standort des Oldtimer-Zentrums Stuttgart mit Sitz in Böblingen hat sich unter der Marke Meilenwerk hervorragend entwickelt und gilt mittlerweile als eines der am stärksten frequentierten Oldtimer-Zentren in Deutschland. Die Eigentümer des Standortes haben sich nach Ablauf der Verpflichtung zur Namensverwendung gleichwohl entschlossen, den Standort zum Jahresbeginn 2014 umzubenennen und eigene Akzente in puncto Angebot und Ausrichtung zu setzen.“

(C) Doug Kline
(C) Doug Kline

Um die Aussage inhaltlich nachzuvollziehen, fehlen mir zwar die Hintergründe. Aber sie ist zumindest sachlich formuliert. Ganz anders die Seite Motorworld, so der neue Name des ehemaligen Meilenwerks Böblingen. Eine „Offizielle Pressemitteilung“ (wurde sie vielleicht von einer Behörde ausgestellt oder beglaubigt?) mit dem Titel „Meilenwerk Region Stuttgart wird zur Motorworld Region Stuttgart“ hält nicht, was sie verspricht. Neue Marke, neues Konzept? Der englische Begriff hat irgendwie mit Internationalisierung zutun, erahne ich.

Das hätte ich unter „Chance vertan“ verbucht, zumal ich mich als zufriedene Fahrerin eines Kleinwagens zwar für Marken, aber wenig für Autos interessiere. Wäre da nicht dieses Anschreiben gewesen:

[gview file=“https://astridschau.de/wp-content/uploads/2014/02/Motorworld.pdf“]

 Schade um die Marke! Statt eine Argumentation FÜR „Motorworld“ zu entwickeln, wird aus dem Nähkästchen geplaudert. Sicher ist es merkwürdig, dass von den auf der Meilenwerk-Website aufgeführten Standorten derzeit kein einziger in Betrieb ist, aber interessiert das die Besucher und Mieter eines – wie ich aus eigener Anschauung vermute – etablierten Oldtimer-Zentrums? „Es sollte nun nicht zu sehr darauf geachtet werden ‚was drauf steht, sondern was darin steckt“, heißt es in dem Anschreiben. Und: „Gebt dem neuen Namen ‚Motorworld‘ seine Zeit und Ihr werdet sehen, dass in wenigen Monaten dieser, im Moment noch neue und daher gewöhnungsbedürftige, Begriff etabliert sein wird.“

Das klingt in etwa so, als würde ich meiner Tochter sagen: „Das ist zwar kein Nintendo, aber ein Tendino ist doch auch schön.“ Sollte es jemals ein Tendino geben und ich mich dazu entschließen, ihr eines zu schenken, könnte ich ihr sagen: „Vergiss Nintendo! Tendino kann viel mehr.“ Besser wäre aber noch: „Ich habe etwas Besonderes für dich ausgesucht: Ein Tendino! Ein tolles Gerät! Am besten, wir probieren es gleich mal aus.“