Lauter als YouTube? Kampagne der Druck- und Medienverbände

„Die Zukunft wird gedruckt“, lautet das Motto einer aktuellen Kampagne der Druck- und Medienverbände. Die Argumente bleiben mitunter ein wenig an der Oberfläche.

 Im Wirtschaftszweig „Herstellung von Druckerzeugnissen“ zählt die IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid 89 Unternehmen. Knapp 50 davon sind in Wuppertal ansässig. Aus vielen kleinen Betrieben setzt sich regional der „Wirtschaftsfaktor Print“ zusammen – und der kann sich bundesweit sehen lassen: „Rund 155.000 Beschäftigte in 10.000 Betrieben fertigen Druckerzeugnisse mit einem Produktionswert von 14,3 Milliarden Euro. Addiert man die Werte der erbrachten Druckleistungen hinzu, kommt man auf einen Produktionswert in Höhe von 16,3 Milliarden Euro.“ Auch mit ihren derzeit 15.000 Auszubildenden leistet die Branche einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag.

 

Kataloge für Onlineshops

Als Vertriebskanal spielt das Internet für die Druckindustrie eine wichtige Rolle. Im Jahr 2012 erzielten 1.300 Onlineshops einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro. Auf der anderen Seite kurbelt der E-Commerce die Nachfrage nach Katalogen an. Mehr als sechs Millionen Kataloge, heißt es in der Kampagne, drucke Zalando, um online zu verkaufen. Der Otto-Konzern bietet auf der Seite „Unsere Katalogwelt“  gleich einen ganzen Bauchladen an Medien an, die die geneigte Besucherin sich zuschicken lassen kann.

 Allerdings bleibt die Wirkung der Kataloge im Dunkeln. Die Verbände verweisen auf eine ältere Studie unter Onlineshoppern. Dort gaben 67 Prozent der Befragten an, in einem Katalog zu blättern, bevor sie online etwas bestellen. Im vergangenen Jahr hat das E-Commerce-Center Köln (ECC Köln) knapp 700 Käufer befragt, ob sie sich vorher über ein Printmedium informiert haben. Lediglich 9,6 Prozent bejahten das. Hier schöpfen die Druck- und Medienverbände die Möglichkeiten im Rahmen ihrer Kampagne nicht aus. Dass Kataloge in rauen Mengen gedruckt und verteilt werden, sagt letztlich genauso wenig über die Wirkung  wie nicht belastbare Umfrageergebnisse. Weshalb bringen die Printprofis keine Beispiele für gelungene Vertriebs- und Marketingkampagnen, die gedruckte Medien und das Web verbinden? Stattdessen Zahlen zum Einsatz von (gedruckten) QR-Codes, deren Wirkung ich für begrenzt halte.

 Print verbindet reale und virtuelle Welt

In der Präsentation zur Kampagne heißt es: „Die reale Welt, in der gedruckt wird und in der man Dinge anfassen und riechen und schmecken kann, wächst immer mehr mit der virtuellen Welt der Bits und Bytes zusammen. Die virtuelle Welt wird real, die reale Welt geht online. Der Mittler zwischen den beiden Welten ist Print.“ Stimmt. Druckereien wie beispielsweise Ley + Wiegandt  bestätigen, wie es in der Kampagne heißt: „Print erfindet neu. Die Innnovationskraft der Druckindustrie bringt immer wieder neue Verfahren, Techniken, Produkte und Gestaltungsformen hervor.“

 Gedruckte RFID-Chips, Fernsehzeitung mit integriertem Video-Display: Gemeinsam mit Kommunikationsabteilungen und -dienstleistern ist die Druckindustrie gefordert, Ideen für den strategischen Einsatz „neuer“ Druckmedien zu definieren und das Zusammenspiel crossmedialer Kommunikation zu gestalten. Fernsehzeitungen empfinde ich als wenig komfortabel im Vergleich zu einer digitalen Programmübersicht, wo Trailer ganz selbstverständlich ihren Platz haben. Was ist aber beispielsweise mit Imagefilmen? Ersetzt ein guter Imagefilm eine schön gemachte, hochwertige Imagebroschüre? Sie sollten sich ergänzen.

 Print kann man hören?

„Print berührt die Sinne“, so ein weiteres Argument aus der Kampagne. Tatsächlich gibt es Broschüren, die nicht nur toll aussehen, sondern wunderbar in der Hand liegen. Ein gedrucktes Werbemittel auf dem Schreibtisch lässt sich nicht einfach wegklicken – und wenn es gut gemacht ist, landet es auch nicht so schnell im Altpapier. Das Gehör allerdings wird digital deutlich besser berührt. In der Passage „Print kann man hören“ ist von Melodien die Rede, die dem Papier „entlockt“ werden. Das gab es doch schon mal: diese Geburtstagskarten, aus denen ein schrilles „Happy Birthday“ quäkte. Nein, dafür brauche ich Print nicht. Dann doch lieber You Tube. Eine interessante Frage wäre allerdings, wie sich in der realen Welt Videos teilen lassen. Beispielsweise über USB-Cards. Und die werden… richtig: bedruckt!

Jetzt online: das neue Blue Yonder Blog

Übersichtlich und mit erweiterten Funktionen „aufgebohrt“: Das Blog meines Kunden Blue Yonder basiert nun auf einem anderen WordPress-Theme und passt sich im Layout der neuen Website an.

Eine Reihe von Wünschen galt es zu erfüllen, als wir in diesem Monat das Blue Yonder Blog einem Relaunch unterzogen. Selbstverständlich sollen sich die Postings gut lesen lassen und übersichtlich dargestellt werden. Das Layout greift Elemente der Website www.blue-yonder.com auf. Hinzu kommt eine aufklappbare Sidebar, in die wir Material eingebettet haben: Videos und PDFs mit übersichtlicher Vorschau. Dann haben wir uns noch etwas einfallen lassen, um auf die Data Science Academy zu verlinken. Verschiedene Möglichkeiten zum Social Sharing sowie zur Navigation durch die einzelnen Rubriken des Blogs runden den Auftritt ab.

Das Blue Yonder Blog

Ganz gleich ob Text, Bild oder Bewegtbild: Wer Inhalte ansprechend aufbereiten möchte, erhält mit WordPress eine Vielzahl von Möglichkeiten, um seine eigenen Geschichten in eine gelungene Form zu gießen.

Früher war alles print

Ich zäume mal das Pferd von hinten auf: Vor über 20 Jahren habe ich meine ersten journalistischen Erfahrungen gesammelt. Genauer: im September 1993 im Rahmen eines Praktikums. Wo? Bei den Wupper Nachrichten, einer – wenn ich mich recht entsinne – wöchentlich erscheinenden alternativen Wuppertaler Zeitung. Mit der Referenz in Form eines Zeugnisses konnte ich schon kurze Zeit später wenig anfangen. Ich hätte „politische Einblicke in die augenblickliche Situation der kommunalen sozialpolitischen Akteure unter den Bedingungen finanzieller Restriktionen“ erhalten, hieß es dort.

Und deutlich klingen unsere hitzigen Diskussionen im letzten Satz nach: „Über ihre praktische Tätigkeit hinaus konnte Frau Schau diverse Gespräche über die nicht schulmäßige Orientierung unserer Zeitschrift führen und über die grundsätzliche Problematik gegenöffentlich tradierter, interessengeleiteter Diskursstrategien reflektieren.“ Das war nervig, aber auch schön: Es gab Leute mit eigenen Standpunkten, die sich mit mir auseinandergesetzt haben. Ich war dabei, wie das Layout an Leuchttischen geklebt wurde. Ich konnte meine Idee verwirklichen, eine Nacht mit einer Taxifahrerin durch Wuppertal zu kurven und darüber eine Reportage zu schreiben. Und ich war richtig stolz, als ich die Zeitung mit der ganzseitigen Reportage aufschlug.

Electronic and paper media concept

Die Zeitung gibt es schon langen nicht mehr und Studenten, die ihre Dozenten anrufen, um nach der Hausnummer des Instituts zu fragen, damit Mutti das richtig „ins Navi“ eingegeben kann, wären wohl auch kein geeigneter Nachwuchs. Die internationale Agentur Burson-Marsteller veröffentlichte vor einigen Tagen die These von der Evolution des Journalismus – vom Bürger zum Sozialen“. Dazu heißt es: „Bürgerjournalisten verbreiten Fotos von sich rasant entwickelnden Ereignissen und berichten über Inhalte aus anderen Perspektiven als klassische Nachrichtenorganisationen – doch es ist die gezielte Wachhund- oder Verteidigungsrolle, die einen sozialen Journalisten definiert.“

Nachrichtenportale wie njuuz dienen als Plattform für „Bürgerjournalismus“. Pluralismus statt Gegenöffentlichkeit, online statt print. „Basteln“ am eigenen Blog statt Redaktionssitzung. Die Evolution des Journalismus ändert die Produktionsbedingungen. Raum für Texte steht praktisch unbegrenzt zur Verfügung. Es muss nichts „geschoben“ werden und Beiträge gelangen ohne Qualitätskontrolle in die Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit allerdings ist stärker segmentiert als vor zehn oder zwanzig Jahren. Eine Botschaft so zu platzieren, dass sie von vielen oder den – abhängig von der Botschaft – relevanten Menschen wahrgenommen wird, ist schwieriger geworden. Hier spielt das breite Spektrum an Zeitungen, Fach- und Publikumszeitschriften nach wie vor eine wichtige Rolle. Allerdings ist es dort kaum möglich, „das Pferd von hinten aufzuzäumen“. Onlinejournalismus bietet Raum für ein breites Spektrum an Meinungen und Stilformen. Als Leserin schätze ich diese inspirierende Vielfalt. Als Texterin gestalte ich sie gerne mit.

Business Breakfast in der JVA: Was ist die Story?

Was bietet die JVA Ronsdorf Unternehmen aus dem Bergischen Land? Wie sieht ein Gefängnis von innen aus? Diese beiden Fragen interessierten mich, als ich in der vergangenen Woche ein Business Breakfast des Vereins Wuppertalaktiv in einer der fünf nordrhein-westfälischen Justizvollzugsanstalten für Jugendliche besucht habe. Die Antwort auf die erste Frage: qualifizierte und motivierte Mitarbeiter! Gemeinsam mit dem Kolping Bildungswerk und dem Berufskolleg Werther Brücke bildet die JVA jugendliche Strafgefangene zu Tischlern, Gebäudereinigern, Maschinen- und Anlagenführern, Bauten- und Objektbeschichtern sowie Hochbaufacharbeitern aus – in deutlich kürzerer Zeit als „draußen“, da es beispielsweise keinen Urlaub gibt.

Mitte 2011 hat die JVA ihren Betrieb aufgenommen. Mehr als 50 junge Männer sind bereits erfolgreich durch die Handwerkskammern und die IHK geprüft worden. Die wenigsten Menschen schreiten von Anfang bis Ende tapfer auf einem geraden Weg voran. Nicht allzu viele verlieren sich dabei auf „krummen Wegen“. Wenn sie jedoch ihr junges Leben gründlich verbockt und die Prioritäten in ihrem Leben so gesetzt haben, dass sie wirklich „im Knast“ gelandet sind, ist es eine reife Leistung, mit einem Berufsausbildungszeugnis oder zumindest einem Schulabschluss da wieder rauszukommen. Diese Leistung einiger Inhaftierter sowie die Leistung der Anstalt, sie dorthin gebracht zu haben, kann die JVA durchaus an die große Glocke hängen. Indes war der Ton an diesem Morgen seitens der Ausbildungsleiter eher verhalten: Was bringen den Leuten ihre Zeugnisse, wenn niemand sie anstellt?

Ein Bericht des Wuppertaler Nachrichtenportals njuuz über den Besuch Wuppertaler Unternehmer in der JVA wählt eine Fernsehserie als Aufhänger, die ab Mitte Februar den Alltag in der Einrichtung zeigt. Es wäre schön, darin realistische Einblicke jenseits von Sozialromantik und Voyeurismus zu gewinnen. Der Nachbericht des Veranstalters Wuppertalaktiv trägt den Titel: „117. BB: Zu Besuch in der Justizvollzugsanstalt Ronsdorf – Frühstück hinter Gittern. Oberbürgermeister Peter Jung hinter Gittern!“ Weshalb wird stattdessen nicht das Anliegen der Gastgeber prominent platziert?

Wie sieht nun ein Gefängnis von innen aus? Ein älterer Justizvollzugsbeamter führte uns durch die Werkhalle der Schreiner und durch einen leeren Zellentrakt. „Wenn man älter wird, kann man manches nicht mehr so ganz nachvollziehen.“ Immerhin sei es gut, dass es eine Altersbegrenzung für die Häftlinge in Ronsdorf gebe. Es sei so trostlos, immer wieder dieselben Menschen scheitern zu sehen. Mit Gewalt müsse man im JVA-Alltag leben. Dabei beuge die Anstalt vor, so gut es gehe. Selbstverständlich dürften Besucher den Inhaftierten nichts mitbringen. Wüssten Angehörige beispielsweise, „unser Junge hat einen süßen Zahn“, könnten sie für ihn Schokoriegel aus dem Automaten im Besuchsbereich ziehen. Die muss er allerdings an Ort und Stelle essen. So unterbindet die Anstaltsleitung, dass die jungen Männer, die Besuch bekommen, von anderen erpresst werden. Schokoriegel als Schutzgeld: Auf den Gedanken wäre ich „draußen“ nicht gekommen.

Anstaltskleidung, damit die mit den teuren Turnschuhen nicht aufs Gesicht bekommen. So ungefähr stellte ich mir das vor, als ich auf dem zugigen Gelände vor der Schleuse darauf wartete, dass sich das erste Tor öffnete. Bereitwillig gab ich meinen Besucherausweis ab. Wartete, überwacht von Kameras und unter schräg aufgehängten Spiegeln, zwischen zwei Toren. Das zweite Tor öffnete sich und ich reihte mich in eine Kolonne von Fahrzeugen ein. Viele der Besucher hielten am Straßenrand. Schließlich hatten sie seit fast drei Stunden ihr Smartphone nicht benutzen können.

Der Lack ist ab – Markenkommunikation geht auch anders

Wer sich für seltene und teure Autos interessiert, kennt möglicherweise das Meilenwerk.Eines der Oldtimer-Zentren wurde bis 2013 von einem Lizenznehmer in Böblingen  betrieben. Lapidar heißt es auf der Website der Berliner Meilenwerk AG: „Die Namensverwendung am bisherigen Meilenwerk-Standort Stuttgart in Böblingen ist ausgelaufen und wird im gegenseitigen Einvernehmen mit den bisherigen Nutzern der Marke nicht verlängert. Der Standort des Oldtimer-Zentrums Stuttgart mit Sitz in Böblingen hat sich unter der Marke Meilenwerk hervorragend entwickelt und gilt mittlerweile als eines der am stärksten frequentierten Oldtimer-Zentren in Deutschland. Die Eigentümer des Standortes haben sich nach Ablauf der Verpflichtung zur Namensverwendung gleichwohl entschlossen, den Standort zum Jahresbeginn 2014 umzubenennen und eigene Akzente in puncto Angebot und Ausrichtung zu setzen.“

(C) Doug Kline
(C) Doug Kline

Um die Aussage inhaltlich nachzuvollziehen, fehlen mir zwar die Hintergründe. Aber sie ist zumindest sachlich formuliert. Ganz anders die Seite Motorworld, so der neue Name des ehemaligen Meilenwerks Böblingen. Eine „Offizielle Pressemitteilung“ (wurde sie vielleicht von einer Behörde ausgestellt oder beglaubigt?) mit dem Titel „Meilenwerk Region Stuttgart wird zur Motorworld Region Stuttgart“ hält nicht, was sie verspricht. Neue Marke, neues Konzept? Der englische Begriff hat irgendwie mit Internationalisierung zutun, erahne ich.

Das hätte ich unter „Chance vertan“ verbucht, zumal ich mich als zufriedene Fahrerin eines Kleinwagens zwar für Marken, aber wenig für Autos interessiere. Wäre da nicht dieses Anschreiben gewesen:

[gview file=“https://astridschau.de/wp-content/uploads/2014/02/Motorworld.pdf“]

 Schade um die Marke! Statt eine Argumentation FÜR „Motorworld“ zu entwickeln, wird aus dem Nähkästchen geplaudert. Sicher ist es merkwürdig, dass von den auf der Meilenwerk-Website aufgeführten Standorten derzeit kein einziger in Betrieb ist, aber interessiert das die Besucher und Mieter eines – wie ich aus eigener Anschauung vermute – etablierten Oldtimer-Zentrums? „Es sollte nun nicht zu sehr darauf geachtet werden ‚was drauf steht, sondern was darin steckt“, heißt es in dem Anschreiben. Und: „Gebt dem neuen Namen ‚Motorworld‘ seine Zeit und Ihr werdet sehen, dass in wenigen Monaten dieser, im Moment noch neue und daher gewöhnungsbedürftige, Begriff etabliert sein wird.“

Das klingt in etwa so, als würde ich meiner Tochter sagen: „Das ist zwar kein Nintendo, aber ein Tendino ist doch auch schön.“ Sollte es jemals ein Tendino geben und ich mich dazu entschließen, ihr eines zu schenken, könnte ich ihr sagen: „Vergiss Nintendo! Tendino kann viel mehr.“ Besser wäre aber noch: „Ich habe etwas Besonderes für dich ausgesucht: Ein Tendino! Ein tolles Gerät! Am besten, wir probieren es gleich mal aus.“